Berufsunfähigkeitsrente: Definition, Höhe & Antrag

Feb. 18, 2021Berufsunfähigkeit

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Berufsunfähigkeitsversicherung gehört zu den wichtigsten Versicherungen. Statistisch betrachtet kämpft jeder vierte Arbeitnehmer mindestens einmal in seinem Berufsleben mit Berufsunfähigkeit.
  • Die Berufsunfähigkeitsversicherung dient in erster Linie der finanziellen Absicherung des Betroffenen, sodass sein Lebensstandard erhalten werden kann.
  • Die Rentenhöhe hängt von unterschiedlichen Faktoren wie beispielsweise dem Lebensstandard des Versicherungsnehmers ab.
  • Die Rentenhöhe kann auch nach Abschluss der Versicherung noch aufgestockt werden.
  • Um eine Berufsunfähigkeitsrente zu beantragen, ist eine Gesundheitsprüfung notwendig, die über die Berufsunfähigkeit aufklärt.
  • Wer trotz BU-Rente einer Nebentätigkeit nachgehen möchte, sollte unbedingt die gesetzliche Hinzuverdienstgrenze berücksichtigen.
  • Die Kosten für eine Berufsunfähigkeitsversicherung hängen unter anderem von der angestrebten Höhe der Rentenzahlung, dem Beruf, dem gesundheitlichen Zustand des Versicherungsnehmers, dem Alter bei Versicherungsabschluss sowie der Dauer des Berufsunfähigkeitsschutzes ab.

Zwar hat sich die Berufskultur in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt, dennoch hat sich die Anzahl der Betroffenen einer Berufsunfähigkeit nicht verringert. Einzig die Fälle von Berufsunfähigkeiten, die auf den Skelett- und Bewegungsapparat zurückgehen, werden weniger. Doch in vielen Berufen nimmt die Beschleunigung des Arbeitsalltages zu, wodurch der Druck auf die Arbeitnehmer wächst. Durch den dauerhaften Konsum von Medien in Kombination mit dem erhöhten Stresslevel kommt es nicht selten zu psychischen Krankheiten wie beispielsweise einem Burn-out. Berufsunfähigkeit ist die Folge. 

Durch die Berufsunfähigkeitsrente werden Personen, deren Erwerbsunfähigkeit durch eine Gesundheitsprüfung belegt wurde und die auf eine Erkrankung zurückzuführen ist, finanziell unterstützt. Durch die monatlichen Leistungen werden die Kosten für den Lebensunterhalt abgedeckt. Wie die Berufsunfähigkeit festgestellt wird, welche Faktoren für die Bewertung einer Berufsunfähigkeit erfüllt sein müssen, wie hoch die monatlichen Zahlungen sind und welche Parameter hinsichtlich dieser Thematik sonst noch von Bedeutung sind, wird im Folgenden geklärt. 

Definition: Was ist die Berufsunfähigkeitsrente?

Die Berufsunfähigkeitsrente (BU-Rente) stellt eine finanzielle Absicherung für Arbeitnehmer dar. Sie greift, wenn ein Arbeitnehmer vor dem Renteneintritt aufgrund einer Erkrankung erwerbsunfähig wird. Da der Staat nicht imstande ist, alle Fälle von Erwerbsunfähigkeit zu versorgen und finanzielle Hilfe zu leisten, wird dringend empfohlen, privat vorzusorgen. Im Grunde sind die Zahlungen der BU-Rente mit der staatlichen Rente vergleichbar. Die Berufsunfähigkeitsrente greift, wenn der Versicherungsnehmer seiner ursprünglichen Arbeit für mindestens sechs Monate nicht mit der notwendigen Leistungsfähigkeit von 50 % nachgehen kann.

Ist die Berufsunfähigkeitsrente dasselbe wie die Erwerbsminderungsrente oder die Erwerbsunfähigkeitsrente?

Arbeitnehmer haben unterschiedliche Möglichkeiten, um auch im Krankheitsfall für einen Berufsschutz zu sorgen. Für eine entsprechende Versorgungsleistung bieten sich beispielsweise die Berufsunfähigkeitsrente, die Erwerbsminderungsrente sowie die Erwerbsunfähigkeitsrente an.

 

Berufsunfähigkeitsrente

Die BU-Rente wird über die Berufsunfähigkeitsversicherung finanziert. Die Berufsunfähigkeitsversicherung greift, wenn eine Person ihren bisherigen Beruf länger als sechs Monate nicht ausführen kann.

 

Die Berufsunfähigkeitsrente ist an den Berufsschutz gekoppelt. Berufsschutz ist ein Begriff aus der Deutschen Rentenversicherung. Dieser beschreibt, dass nur Personen, die vor dem 02. Januar 1961 geboren wurden, einen Anspruch auf Berufsunfähigkeitsrente haben.

 

Erwerbsminderungsrente

Erwerbsminderungsrente kann beantragt werden, wenn ein Arbeitnehmer nicht mehr oder nur noch stark eingeschränkt arbeiten kann. Ein Grund für eine Erwerbsminderungsrente kann beispielsweise ein schwerer Unfall sein.

 

Erwerbsunfähigkeitsrente

Ein Anspruch auf Erwerbsunfähigkeitsrente liegt vor, wenn ein Arbeitnehmer aufgrund starker körperlicher oder psychischer Probleme nicht mehr imstande ist, Arbeit in jeglicher Form zu verrichten.

Wichtig

Bei jeder Form der Berufsunfähigkeit oder Berufseinschränkung formuliert der Staat eine Hinzuverdienstgrenze. Arbeitnehmern steht es trotz Rentenanspruch frei, in einem Ausmaß einer Nebentätigkeit nachzugehen, die sie trotz der Einschränkungen ausführen können. Die Hinzuverdienstgrenze ist so eingerichtet, dass 750€ monatliches Zusatzeinkommen nicht überschritten werden dürfen.

Wie wird die Berufsunfähigkeit festgestellt?

Die Tendenz einer Berufsunfähigkeit wird im Allgemeinen durch den behandelnden Arzt festgestellt. Um eine endgültige und verbindliche Diagnose belegen zu können, ist in vielen Fällen zusätzlich zum Attest des Arztes ein ausführliches Gutachten notwendig. Mithilfe dieses Gutachtens kann der Grad der Erwerbsunfähigkeit sowie die voraussichtliche Dauer ermittelt werden. Um die eigene Berufsunfähigkeit feststellen zu lassen, muss ein Antrag eingereicht werden.

Schon gewusst?

Als berufsunfähig gelten Arbeitnehmer, die noch höchstens 50 % ihrer Arbeitsleistung erbringen können.

Wie viel bekommt man bei Berufsunfähigkeit?

Die Berufsunfähigkeitsrente dient im Idealfall dazu, die finanzielle Lücke zu decken, die zwischen dem ursprünglichen Einkommen und der staatlichen Erwerbsminderungsrente entsteht. Optimalerweise deckt die BU-Rente die potenziellen finanziellen Engpässe beinahe vollständig ab. Auf welcher Höhe sich die monatlichen Rentenzahlungen belaufen, entscheidet der Versicherungsn  ehmer bei Abschluss der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung vollkommen individuell. Wer seinen aktuellen Lebensstandard erhalten möchte, sollte Zahlungen anstreben, die rund 60-80 % des ursprünglichen Netto-Einkommens entsprechen. Die Aufgabe des Versicherers ist es hier, den Ansprüchen des Versicherungsnehmers gerecht zu werden und auf dessen Bedürfnisse einzugehen.

Wichtig

Wer eine Erwerbsminderungsrente erhält, zahlt nicht mehr in die Rentenkasse ein. Der Anspruch der normalen Altersrente sinkt dadurch.

Einflussfaktoren auf die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente

Die Höhe der BU-Rente sollte sich an den Ansprüchen des Versicherungsnehmers orientieren. Die monatlichen Zahlungen lassen sich auch nach Abschluss der Versicherung erhöhen. Hier stehen dem Versicherungsnehmer unterschiedliche Optionen zur Verfügung, wobei keine neue Gesundheitsprüfung notwendig ist. Zum einen kann eine normale Erhöhung schnell und ohne größeren Aufwand beantragt werden. Eine weitere Option ist die dynamische Erhöhung der Versicherungssumme. Hier wird der Versicherungsbeitrag in regelmäßigen Abständen prozentual erhöht, wodurch die Höhe der Rentenauszahlung ebenfalls steigt.

Wichtig

Bei Abschluss der BU-Rente sollten in erster Linie die Fixkosten und persönlichen Ansprüche des Versicherungsnehmers in den Blick genommen werden, um eine grobe Versicherungssumme zu ermitteln.

Voraussetzungen für eine private Berufsunfähigkeitsrente

Die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme der privaten Berufsunfähigkeitsrente sind gegeben, wenn der Versicherungsnehmer seinem zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr dauerhaft nachgehen kann. Als Maßstab der Leistungsfähigkeit werden in der Regel die Arbeitsstunden heranzogen. Hierbei handelt es sich um den einzigen Parameter, der einheitlich messbar ist.

Schon gewusst?

Für einige Freiberufler ist es notwendig, über ein Versorgungswerk abgesichert zu sein. Versorgungswerke sind für viele Berufe verpflichtend. Damit durch die Zahlungen an das Versorgungswerk keine doppelte finanzielle Belastung auf die Betroffenen zukommt, können sie sich von Zahlungen in die Rentenversicherung befreien lassen.

Auszahlungsdauer der Berufsunfähigkeitsrente

Der Zeitraum, indem die Zahlungen der Berufsunfähigkeitsrente gestattet werden, werden bei Annahme des Antrages auf die BU-Rente schriftlich fixiert. Spätestens wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, werden etwaige Zahlungen eingestellt. Der Zahlungszeitraum endet spätestens mit dem Eintritt in die gesetzliche Rente. Das Alter liegt hier in der Regel zwischen 65 und 67 Jahren. 

Definition Verweisungsklausel und Nachteile

Verweisungsklauseln sind in vielen Verträgen für die private BU-Rente zu finden. Damit hält sich der Versicherer die Option offen, den Versicherungsnehmer, der den Antrag auf Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente stellt, in einem anderen Tätigkeitsbereich unterzubringen, dessen Arbeit der Betroffene weiterhin ausüben kann. Zwar beschreibt die Verweisungsklausel, dass es sich hierbei um eine angemessene Tätigkeit handeln muss, doch lässt sich Angemessenheit grundsätzlich nur aus einem sehr subjektiven Blickwinkel betrachten. 

Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollte der Versicherungsnehmer immer die Augen nach der Verweisungsklausel offenhalten und sich darüber im Klaren sein, was sie für Folgen mit sich bringen kann. Einige Versicherer bieten Verträge auch ohne eine entsprechende Klausel an, weshalb vor dem Abschluss der Versicherung ausreichend Recherche betrieben werden sollte, um das passende Angebot zu finden.

Hinweis

Insbesondere die Verweisungsklausel ist der Grund, wieso es im Bereich der Ansprüche auf Berufsunfähigkeitsrente immer wieder zu rechtlichen Streitigkeiten kommt.

Was tun, wenn die Versicherung die Berufsunfähigkeitsrente ablehnt?

Anträge auf Berufsunfähigkeitsrente werden nicht selten abgelehnt. Fallen Parameter aus dem Protokoll, muss sich der Versicherungsnehmer einer neuen gesundheitlichen Prüfung unterziehen. Am häufigsten werden Leistungsanträge auf BU-Rente aufgrund medizinischer Aspekte abgelehnt. In einem solchen Fall wird der Grad der Berufsunfähigkeit als nicht ausreichend eingestuft. Dies bedeutet, dass die betroffene Person imstande ist, mehr als 50 % ihrer Arbeitsleistung zu erbringen. 

Als ein weiterer Grund für die Ablehnung der BU-Rente lässt sich die Anfechtung des Versicherungsvertrages oder gar der Vertragsrücktritt des Versicherers anführen. Sollten Angaben des Versicherungsnehmers in einem der auszufüllenden Fragebögen falsch oder unvollständig sein, wird der Leistungsantrag abgelehnt. In Ausnahmefällen räumt sich der Versicherer sogar das Recht ein, gänzlich vom Versicherungsvertrag zurückzutreten.

Berufsunfähigkeitsrente und die Steuer

Ob auf die Berufsunfähigkeitsrente Steuern zu zahlen sind, hängt insbesondere von der Summe der monatlichen BU-Rente ab. In Deutschland gilt im Allgemeinen, dass alle Einkünfte, die unter dem Grundfreibetrag von 9.744€ liegen, steuerfrei sind. Liegt die BU-Rente dementsprechend bei 750€ im Monat, sind keine Steuern zu zahlen. Allerdings ist ein solch geringer Betrag für die Aufrechterhaltung des Lebensstandards und der allgemeinen Alltagssicherung nicht sinnvoll. Liegt die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente über dem Grundfreibetrag, sind die Einkünfte nach deutschem Gesetz als sonstige Einkünfte zu versteuern. Die Art der Versteuerung wird in drei unterschiedliche Schichten eingeteilt: 

Schicht 1

Basis-BU-Rente

Wer die BU-Rente an die Basisrente koppelt, kann einen Teil der Beiträge von der Steuer absetzen. Sollte dieses Vorgehen gewählt werden, müssen im Falle einer Inanspruchnahme der BU-Rente auf entsprechende Zahlungen Steuern gezahlt werden. Diese Kombination ist daher nur dann sinnvoll, wenn die Steuerersparnisse einen hohen Stellenwert haben und extreme finanzielle Vorteile erzielen.

 

Schicht 2

Betriebliche BU-Rente

Grundsätzlich wird von einer betrieblichen BU-Rente eher abgeraten. Dies wird damit begründet, dass die Beiträge in der Beitragsphase zwar steuerfrei sind, da sie direkt vom Bruttoeinkommen gezahlt werden, es in der Auszahlungsphase jedoch zu Steuerzahlungen in voller Höhe kommt. Dies bedeutet Prozentsätze von bis zu 15,5 %.

 

Schicht 3

Private BU-Rente

Wer sich für die private BU-Rente entscheidet, kann Beitragszahlungen steuerlich geltend machen. Voraussetzung ist hierbei ein Versicherungsalter bis 67 Jahre, welches jedoch grundsätzlich empfohlen wird. In der Auszahlungsphase ist nur der Ertragsanteil zu versteuern.

 

 

Berufsunfähigkeitsrente beantragen – Checkliste

Das Beantragen der Berufsunfähigkeitsrente ist mit einigen Formularen und Anträgen verbunden. Der Antrag als solcher ist erst einmal formlos. Doch es werden durch die Versicherung viele persönliche Informationen abgefragt. Dem Versicherer wird es dadurch ermöglicht, sich einen Überblick über die gesundheitliche Situation des Versicherungsnehmers zu verschaffen und über die Aufnahme zu entscheiden sowie die monatlichen Beiträge zu berechnen. Außerdem kann anhand der Formulare das Für und Wider hinsichtlich der Stattgabe der Rentenzahlung ermittelt werden. 

Abgefragt werden unter anderem folgende Aspekte:

  • Informationen über die Ausbildung und den beruflichen Werdegang
  • Angaben über die zuletzt ausgeübte Tätigkeit
  • Gründe, die zum Antrag der BU-Rente geführt haben
  • Aktuelle gesundheitliche Situation im Zusammenhang mit der Arbeitsunfähigkeit
  • Auslöser für die Berufsunfähigkeit
  • Mögliche Informationen über die Dauer der BU
  • Tätigkeiten des beruflichen Alltags
  • Einschränkungen von Tätigkeiten innerhalb des beruflichen Alltags durch BU

Hinweis

Der Versicherungsnehmer wird in der Regel außerdem dazu aufgefordert, der Gesundheitsabfrage bei Dritten zuzustimmen, sodass beispielsweise beim Arzt Informationen über den Grad und die Dauer der Berufsunfähigkeit sowie die genaue Prognose eingeholt werden können.

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Ihr Armin Ammer, Honorarberater & Finanzberater bei der VorsorgeWerkstatt in Landshut.

"Ich spreche Klartext und setze mich für Verbraucherschutz ein. Als freier Sachverständiger stehe ich für Ethik, Qualität und Transparenz bei der Privaten Finanzplanung. Ich bin geprüftes Mitglied beim Bundesverband Freier Sachverständiger e.V."

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