Berufsunfähigkeitsversicherung als Arzt – wie sinnvoll ist sie?
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, kurz BU, ist für jedermann wichtig, doch viele Menschen haben oftmals nicht die Energie, sich mit diesem komplizierten Thema auseinanderzusetzen. Vor allem während des Studiums hegen auch jüngere Menschen kein Interesse an dem Begriff. Dabei schützt diese wichtige Versicherung davor, in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen, falls der eigene Beruf nicht mehr länger ausgeübt werden kann und man in die Berufsunfähigkeit gerät.
Besonders für den Beruf eines Arztes ist es sehr wichtig, sich so früh wie möglich damit zu beschäftigen. Im berufsständischen Versorgungswerk gibt es eine Versicherungspflicht für Ärzte. Dennoch wird eine private Vorsorge mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte empfohlen, denn die Personen, die unter 100 Prozent geraten, also beispielsweise nur zu 80 Prozent berufsunfähig werden, erhalten vom Versorgungswerk keine BU-Rente. Hierbei kommt dann die private BU-Versicherung für Ärzte ins Spiel.
Um den Umgang mit dem Thema zu erleichtern und Ihnen einen besseren Überblick zu verschaffen, haben wir alle wichtigen Informationen über die Formen der Absicherung in diesem Artikel zusammengetragen, um so die Relevanz der privaten BU-Versicherung zu verdeutlichen.
Versorgungswerk – wann tritt es in Kraft?
Erst wenn eine Berufsunfähigkeit von 100 Prozent für sämtliche berufliche Tätigkeiten eines Arztes festgestellt werden, tritt der berufsständische Berufsunfähigkeitsschutz über das jeweilige Versorgungswerk in Kraft. Der Grad der finanziellen Unterstützung der BU hängt dabei vom Vertrag und den Umständen ab. Unter die gemeinten Tätigkeiten fällt alles, was aufgrund medizinischer Kenntnisse in ärztlicher Verantwortung getätigt wird.
Das heißt, wenn ein Arzt trotz seiner Berufsunfähigkeit noch die Möglichkeit besitzt, einen ärztlichen Beruf auszuüben, zum Beispiel in Bereichen der Verwaltung, in der Wissenschaft oder der Forschung, erhält er keine Berufsunfähigkeitsrente vom Versorgungswerk. Der Berufsunfähigkeitsschutz bei einem berufsständischen Versorgungswerk entspricht im Grunde einer berufsbezogenen Erwerbsunfähigkeitsrente. Zur Aufnahme über das Versorgungswerk gibt es keine Gesundheitsfragen. Auch wenn es bei der Aufnahme des ärztlichen Berufes bereits Vorbelastungen gab, wird sämtlichen Angehörigen der jeweiligen Berufsgruppe ein Berufsunfähigkeitsschutz gewährt.
Im Unterschied zur gesetzlichen Rentenversicherung, bei der das Umlageverfahren greift, werden die Gelder gewinnbringend angelegt. Außerdem hat der Arzt ab dem ersten gezahlten Beitrag Anspruch auf die BU-Rente.
Deshalb lohnt sich die Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte
Sollte eine Person infolge von Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls voraussichtlich mindestens 6 Monate außerstande sind, ihren Beruf auszuüben und mindestens zu 50 Prozent berufsunfähig sein, tritt eine private Berufsunfähigkeitsvorsorge in Kraft. Das heißt, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung Sie vor einer möglichen finanziellen Notlage schützen kann.
Sollten Sie noch jung sein, fällt es Ihnen möglicherweise schwer, sich mit dem Thema der Berufsunfähigkeit zu beschäftigen, doch die aktuellen Zahlen zeigen ganz klar, dass jeder Vierte in seinem Arbeitsleben vorübergehend oder dauerhaft von einer Berufsunfähigkeit betroffen ist.
Für Ärzte können oft auch hohe Kosten durch Eigeninvestitionen anfallen, wenn sie beispielsweise eine eigene Praxis gründen. Das erhöht das finanzielle Risiko für Ärzte im Vergleich zu anderen Berufszweigen stark. Wer dann im Falle eines Falles die monatlichen Raten wegen einer festgestellten Berufsunfähigkeit nicht mehr bedienen kann, kommt schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Das berufsständische Versorgungswerk leistet zwar den Berufsunfähigkeitsschutz für Ärzte, allerdings kommt dieser erst bei einer Berufsunfähigkeit von 100 Prozent zum Tragen.
|
Versorgungswerk |
Private BU |
Leistet ab |
100 Prozent |
50 Prozent |
Weitere Berufstätigkeit möglich |
nein |
ja, bis 80 Prozent Einkommen |
Wartezeit |
bis zu 5 Jahre |
keine |
Höhe BU Rente |
Ø 2.500 € |
frei wählbar |
Abstrakte Verweisbarkeit |
Ja |
nein |
Beitrag |
keiner |
je nach Absicherung |
Gesundheitsprüfung |
nein |
Ja |
Medizinische Mitwirkungspflichten |
„zumutbare“ Heilbehandlung oder Reha |
nur gefahrlose ärztliche Maßnahmen mit sicherer Erfolgsaussicht ohne Schmerzen, keine Operationen |
Befristung BU |
möglich |
ausgeschlossen |
Infektionsklausel (siehe Berufsunfähigkeit als Arzt oder Zahnarzt) |
nein |
ja |
Im Studium absichern: BU für Medizinstudenten
Eine Berufsunfähigkeit kann nicht erst im Alter auftreten. Medizinstudenten leiden häufig unter enormen Lernstress während ihres Medizinstudiums. Dazu kommen mentale und körperliche Belastungen. Dies sind häufig Gründe dafür, dass die Studenten im praktischen Jahr berufsunfähig werden. Das Risiko, aufgrund einer solchen Berufsunfähigkeit ohne Abschluss dazustehen, ist größer, als es vielen Studierenden bewusst ist. Für Ärzte gilt, dass das Risiko aufgrund von Erkrankungen Ausschlüsse (mögliche Erkrankungen werden vom Versicherungsschutz ausgenommen), Risikozuschläge oder gar eine Ablehnung zu erhalten geringer ist, wenn sie ihren Abschluss so früh wie möglich haben. Der Barmer-Arztreport von 2018 belegt, dass jeder sechste Studierende von einer psychischen Störung betroffen ist. Erhöhter Leistungsdruck, finanzielle Sorgen und Zukunftsängste sind maßgeblich dafür verantwortlich. Je früher ein Vertrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen wird, desto höher wird der zu zahlende Betrag, da mit dem Alter das Risiko steigt, berufsunfähig zu werden.
Kosten und Alter einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte
Die Beitragshöhe hängt auch bei Ärzten von verschiedenen Faktoren ab:
- Höhe der BU-Rente
- Vertragsdauer
- Alter bei Vertragsabschluss
Um einen passenden Vertrag zu wählen, ist es sinnvoll, vorher die Faktoren wie Finanzstärke, Leistungsquote und Verteuerungsrisiko zu prüfen und zu vergleichen.
Wie bei allen BU-Versicherungen gilt auch bei der Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte, dass bei einem frühen Vertragsabschluss die Beiträge geringer ausfallen. Zwar gelten Ärzte laut Versicherern als niedrige Risikogruppe, doch der Abschluss einer privaten BU wird am besten schon als Medizinstudent oder schon in den ersten Berufsjahren getätigt. Ist eine Person bereits krank oder steht kurz vor ihrer Berufsunfähigkeit, kann der Versicherer die Leistung verweigern beziehungsweise den Antrag einer BU-Versicherung ablehnen. Deshalb sollte die BU-Versicherung nicht zu spät abgeschlossen werden. Des Weiteren sollte der Schutz vor Berufsunfähigkeit bis zum Ende des Berufslebens laufen, beziehungsweise bis die Altersrente eintritt.
Worauf Ärzte bei der BU achten müssen
Auf die folgenden Punkte sollte geachtet werden, wenn Sie sich dazu entschließen sollten, eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen:
- Das Versorgungswerk sichert nur bei 100 Prozent Berufsunfähigkeit ab. Doch es gibt auch Versicherer, die bereits bei 50 Prozent absichern. Achten Sie bei der Berufsunfähigkeitsversicherung deshalb auf einen umfassenden Schutz bei 50 Prozent
- Achten Sie beim Abschluss einer privaten BU darauf, dass es keine Meldefrist gibt. Das heißt, dass Sie auch nachträglich eine Berufsunfähigkeit anmelden können
- Der Vertrag sollte auch über eine Auslandsklausel verfügen, sofern Sie aus privaten oder beruflichen Gründen einmal ins Ausland ziehen sollten
- Prüfen Sie regelmäßg, ob die Art Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung noch zu Ihrem Lebensstandard passt
- Ab dem ersten Beitrag nach erfolgreich abgeschlossener Risikoprüfung besteht voller Versicherungsschutz
- Die Höhe Ihrer Berufsunfähigkeitsabsicherung sollte ohne erneute Gesundheitsprüfung an Ihren Bedarf angepasst werden können, beispielsweise wenn eine Hochzeit oder Geburt bevorsteht
- Sollten die Lebenshaltungskosten steigen, wird auch der Vorsorgebedarf höher. Mit einer sogenannten Dynamik werden Beiträge und die Höhe der BU-Rente entsprechend angepasst
- Bei einer Berufunfähigkeit sollt der Versicherer Sie nicht auf eine alternative, vergleichbare Tätigkeit verweisen können
- Besitzt der Vertrag eine Infektionsklausel, wird sichergestellt, dass die BU auch greift, wenn aufgrund § 31 des Infektionsschutzgesetzes ein Tätigkeitsverbot ausgesprochen wird
Vorteile privater Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte
Von Versicherungsexperten wird empfohlen, dass Ärzte bereits während ihres Medizinstudiums eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Das ist vor allem deshalb empfehlenswert, weil eine Ausbildung zum Arzt weitaus länger dauert als die der meisten anderen Berufe. Die lange Regelstudienzeit, die zu sammelnden Praxiserfahrungen und die Ausbildung zum Facharzt erfordern mit Bereitschaftsdienst, Nachtschicht und Wochenendarbeit eine hohe Belastungsgrenze für den Körper und die Psyche. Das sollten sich Medizinstudenten im Hinterkopf behalten, die sich noch unsicher sind, ob sich eine private BU-Versicherung für sie lohnt.
Berufsunfähigkeit als Arzt: Fazit
Wie Sie sehen, ist eine private Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärzte – aber auch Menschen innerhalb anderer Berufe – sehr wichtig. Es ist zu empfehlen, sich schon möglichst früh über einen Vertragsabschluss Gedanken zu machen. Deshalb hoffen wir Ihnen mit diesem Artikel einen guten Überblick über Ihre Möglichkeiten und die wichtigen Aspekte der Berufsunfähigkeitsversicherung gegeben zu haben.
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