Marktbericht: Das Zweite Quartal 2021
Unter dem Eindruck einer sich rasant erholenden Weltkonjunktur setzte sich der Aufschwung der meisten Aktienmärkte im zweiten Quartal fort, allerdings wuchsen auch die Sorgen vor höheren Inflationsraten und Zinsen. Dagegen reagierten die Anleihemärkte vergleichsweise gelassen, da sie die Entwicklung bereits im ersten Quartal vorweggenommen hatten.
Zinsen, Renten, Währungen und Rohstoffe
Fortschritte bei den Corona-Impfkampagnen erlaubten in den meisten Ländern Lockerungen bei den Shutdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und ebneten einer weiteren Konjunkturerholung den Weg. Die Inflationsraten, die als Veränderung gegenüber dem Preisniveau des Vorjahres berechnet werden, stiegen erwartungsgemäß deutlich. Ein Großteil dieses Anstiegs ist dem sogenannten Basiseffekt geschuldet, also dem Umstand, dass die Vergleichsbasis vor einem Jahr unter dem Eindruck der Pandemie sehr niedrig war.
Allerdings hat der rasche Aufschwung auch zu Engpässen in verschiedenen Bereichen geführt, darunter bei einigen Rohstoffen, bei Mikrochips und bei Schiffstransporten. Dies hat Preiserhöhungen zur Folge. Dass die Inflationsrate in den USA im April 4,2 und im Mai sogar 5,0 Prozent erreichte, wird an den Märkten als vorübergehend bewertet. Während die Europäische Zentralbank (EZB) erklärte, an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festzuhalten, signalisierte die US-Notenbank Fed nach der Sitzung ihres Offenmarktkomitees im Juni eine Wende.
Die Fed äußerte sich besorgt über den starken Anstieg der Rohstoffpreise, hob ihre Inflationsprognose von 2,5 auf 3,5 Prozent an und zieht ihre ersten Zinserhöhungen voraussichtlich von 2024 auf 2023 vor. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erklärte, dass er von der raschen Erholung der US-Konjunktur überrascht sei, machte aber noch keine Angaben zur Verringerung der laufenden Anleihekäufe von bislang 120 Milliarden Dollar pro Monat.
Auch die Kapitalmärkte zeigten sich aufgrund der unerwartet stark steigenden Verbraucherpreise in den USA zeitweilig nervös. Trotzdem kam es nach den hohen Kursverlusten im ersten Quartal am US-Anleihemarkt zu einer Stabilisierung. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, die Anfang April ihr Jahreshoch bei 1,765 Prozent markiert hatte, sank bis zur Jahresmitte auf 1,44 Prozent. Euro-Anleihen, die sich im ersten Quartal besser gehalten hatten, neigten hingegen zur Schwäche. Zur Jahresmitte lag die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit mit minus 0,2 Prozent weiterhin im negativen Bereich.
An den Devisenmärkten gab es zwischen den Hauptwährungen im zweiten Quartal vergleichsweise wenig Bewegung. Im Berichtszeitraum stieg der Euro gegen US-Dollar um 1,2 Prozent, sodass Mitte des Jahres 1,186 Dollar für einen Euro bezahlt wurden. Noch weniger veränderte sich der Wechselkurs zwischen Dollar und japanischem Yen. Ende Juni kostete ein Dollar 111 Yen. Gegenüber der chinesischen Währung Renminbi verlor der US-Dollar 1,4 Prozent. Wenig verändert zeigte sich auch das britische Pfund, das gegen den Euro im zweiten Quartal 0,8 Prozent verlor. Die seit dem Sommer 2016 gültige Bandbreite von 0,83 bis 0,94 Pfund pro Euro, in die das Pfund nach dem Brexit-Votum abgerutscht war, gilt mit zuletzt 0,86 Pfund pro Euro weiter.
Bei den Kryptowährungen war das zweite Quartal dagegen von starken Kursbewegungen in beide Richtungen gekennzeichnet. Nach einem starken Jahresauftakt setzte sich die Rekordjagd der großen Digitalwährungen zunächst noch fort. Eine besonders rasante Rallye erlebte Ripple, dessen Wert sich in den ersten Apriltagen mehr als verdoppelte. Der Bitcoin erreichte seinen neuen Rekordwert Mitte April bei 64.829 US-Dollar. Danach löste eine wiederbelebte Diskussion über den Stromverbrauch und damit die Umweltverträglichkeit Gewinnmitnahmen aus. Vor allem Maßnahmen Chinas gegen die Nutzung und Herstellung von Kryptowährungen führten zu höheren Kursverlusten, durch die sich der Wert dieser großen digitalen Vermögenswerte gegenüber ihren Rekordhochs binnen weniger Wochen etwa halbierte. Gegenüber dem Wechselkurs drei Monate zuvor ergibt sich beim Bitcoin ein Rückgang um gut 40 Prozent auf rund 34.800 US-Dollar. Gegenüber dem Jahresbeginn ist das immer noch ein Anstieg um 20 Prozent.
Die Rohstoffmärkte waren weiterhin von den guten Aussichten für die Weltkonjunktur geprägt. Die Preise für Öl und Industriemetalle setzten ihren Anstieg fort. Der Preis für ein Barrel Erdöl stieg von Anfang April bis Ende Juni das dritte Quartal in Folge um rund 22 Prozent auf jetzt 73 US-Dollar. Der Kupferpreis kletterte zunächst auf ein neues Jahreshoch, konsolidierte in den letzten Wochen des Quartals den starken Preisanstieg aber, sodass für den Berichtszeitraum am Ende nur ein Anstieg um 6,5 Prozent verblieb. Der Bloomberg Commodity Rohstoffpreisindex (BCOM, früher Dow Jones-AIG Commodity Index) stieg im Berichtszeitraum um 12,9 Prozent – getrieben vor allem vom Ölpreis. Bei den Edelmetallen kam es zu einer uneinheitlichen Preisentwicklung. Während Platin mit einem Preisrückgang um 9,5 Prozent auf 1.075 US-Dollar pro Unze den Kursanstieg vom ersten Quartal fast vollständig wieder abgab, stieg der Palladiumpreis um gut 6 Prozent auf 2.783 US-Dollar. Der Silberpreis stieg um 7 Prozent auf gut 26 US-Dollar. Der Goldpreis konnte dagegen nur wenig von den höheren Inflationssorgen profitieren und beendete das Quartal nur 3,7 Prozent höher bei 1.770 US-Dollar pro Unze. Aus Sicht eines in Euro rechnenden Anlegers drückte der Rückgang des US-Dollars den Wertzuwachs beim Gold im zweiten Quartal auf 2,5 Prozent.
Aktienmärkte
Die Aktienmärkte starteten angesichts der unverändert stark unterstützenden Geld- und Fiskalpolitik, sehr guter Konjunkturdaten und rascher Impffortschritte mit weiteren Kursgewinnen in das zweite Quartal. Hinzu kam an der Wallstreet die Freude über die Vorbereitung eines rund zwei Billionen Dollar großen Ausgabenprogramms für Infrastrukturinvestitionen in den USA. Dahinter traten Sorgen um eine höhere Inflation und die beabsichtigte Erhöhung der Unternehmenssteuern meist zurück, auch wenn diese Themen zwischenzeitlich Anlass für Gewinnmitnahmen boten. Die Bekanntgabe der Unternehmensergebnisse im ersten Quartal führte nur bei einzelnen Aktien zu Kursverlusten; insgesamt wurde die Erwartung deutlich steigender Unternehmensgewinne bestätigt.
Während der populäre Dow Jones Industrial Average von einzelnen Aktien gebremst nur 4,6 Prozent auf 34.502 Punkte zulegte, setzte der S&P-500-Index seine Rekordjagd mit nur kurzen Unterbrechungen fort und beendete das zweite Quartal mit einem Anstieg um 8,2 Prozent bei 4.297 Punkten. Nebenwerte konnten in Summe die großen Aktien nicht mehr schlagen, wie dies noch im ersten Quartal der Fall gewesen war. Der Russell-2000-Index für kleinere US-Aktien stieg im ersten Quartal nur um 4,1 Prozent. Die Entspannung am US-Anleihemarkt begünstigte auch wieder Technologie-Aktien. So schaffte der Nasdaq Composite im zweiten Quartal ein Plus von 9,5 Prozent, der Nasdaq-100 sogar von 11,2 Prozent, womit sie seit Jahresbeginn zum Dow Jones Industrial Average aufschließen konnten.
Der im ersten Quartal entstandene Vorsprung der meisten westeuropäischen Aktienindizes vor den US-Aktien ging im zweiten Quartal verloren, wobei die Einbeziehung der Wechselkurse dazu beitrug, die Unterschiede zwischen amerikanischen und europäischen Aktieninvestments zu verringern. Der Euro-STOXX-50-Index beendete den Berichtszeitraum mit einem Anstieg um 3,7 Prozent bei 4.064,3 Zählern. Deutsche Standardwerte entwickelten sich weiterhin leicht unterdurchschnittlich. So beendete der deutsche Leitindex DAX das zweite Quartal nur mit einem Zuwachs von 3,5 Prozent bei 15.531 Punkten. Deutsche Nebenwerte verringerten ihren Rückstand aus dem ersten Quartal. So stieg der TecDAX um 5,0 Prozent und der in den ersten Monaten des Jahres auffallend schwache MDAX sogar um 7,4 Prozent.
Auch der paneuropäische STOXX-50-Index, der im ersten Quartal deutlich hinter dem entsprechenden Index für Euroland zurückgeblieben war, verkleinerte seinen Rückstand. Der Anstieg um 5,7 Prozent auf 3.512,5 Zähler ist der Einbeziehung britischer und vor allem schweizerischer Aktien zu verdanken. Der FTSE-100 in London stieg im Berichtszeitraum um 4,8 Prozent und der Swiss Market Index (SMI) sogar um 8,1 Prozent. Die als defensive Wachstumswerte geltenden Aktien der großen schweizerischen Konzerne waren nach der relativen Schwäche nun wieder stärker gefragt.
Aber auch der von konjunkturabhängigen Value-Aktien geprägte österreichische ATX Index zeigte weiterhin relative Stärke und stieg im zweiten Quartal um 7,7 Prozent, was auch an der Nähe zu den sich ebenfalls stärker erholenden osteuropäischen Märkten lag. Der von der Börse Wien berechnete CECE-Index für die größten zentral-/osteuropäischen Aktienmärkte, der im ersten Quartal nicht gestiegen war, verzeichnete für das zweite Quartal ein Plus von 13,4 Prozent. Der von großen Energiekonzernen dominierte russische Aktienmarkt profitierte weiterhin vom Anstieg des Ölpreises. So stieg der RTX Index um 11,6 Prozent.
Insgesamt zeigten die Aktienmärkte der Schwellenländer eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Die relative Schwäche des mit Abstand größten „Emerging Market“ China setzte sich fort. Grundsätzlich machen es Umschichtungen des internationalen Kapitals zugunsten der wieder höher rentierlichen US-Staatsanleihen den Emerging Markets schwer, der Rekordjagd der US-Börse zu folgen. Der Hang Seng China Enterprise Index verlor im zweiten Quartal 2,7 Prozent.
Überdurchschnittlich gut blieb die Kursentwicklung dagegen im zweiten Quartal in Taiwan mit einem Plus von 8,1 Prozent (Taiwan Weighted Index) und in Südkorea mit einem Plus von 7,7 Prozent (KOSP Index). Beide Aktienmärkte werden von großen Elektronik- und Mikrochip-Konzernen geprägt, die vom weltweiten Mangel an diesen Bauteilen mit Preiserhöhungen profitieren können.
Die Aktienmärkte in Lateinamerika, die sich mehrheitlich noch nicht vollständig vom Corona-Crash erholt hatten, schlossen diese Lücke nun weitgehend. So stieg der brasilianische Bovespa Index an der Börse Sao Paulo um 8,7 Prozent. Die Stabilisierung des Goldpreises half erwartungsgemäß den Aktien der Goldminenbetreiber. Der FT Goldmines Branchenindex verzeichnete nach den hohen Verlusten im ersten Quartal (minus 13,1 Prozent) nun wenigstens ein Plus von 2,9 Prozent.
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